Samstag, 9. Februar 2013

Es gibt diese Traumstrände...

Heute war Strandtag angesagt! Und die Erwartungen an einen Karibikstrand sind definitiv nicht zu hoch.

Auch wenn man tatsächlich eine ganze Weile mit dem Auto fährt, es lohnt sich auf jeden Fall. Vor Allem, da Autofahrten jedes Mal spannend sind! Man sitzt drinnen, muss sich nicht selbst bewegen und die interessantesten Szenen werden an einem vorbeigetragen. Chaotische Märkte, waghalsige Fahrmanöver, interessante Persönlichkeiten. Alles sind immer nur Momente, die in Sekundenschnelle aufeinander folgen. Man hat definitiv immer was zu gucken.



Muss ich da noch viel zu sagen? Es war ein wirklich wunderschöner Strand. Es gab ein paar Liegestühle, eine Stelle an der Essen bereitet wurde und eine Treppe hinunter ans Wasser. Die wenigen Leute, die außer uns da waren, sind oben geblieben, so hatte man also wirklich total seine Ruhe.

Bei 30 Grad war das Wasser babybeckenwarm. Keine Überwindung, komplett unterzutauchen, wie ich das sonst von der Ostsee gewohnt bin.
Die Steine am Strand lassen einen sowieso relativ schnell ins Wasser hetzen.

Eine neue Erfahrung war auch der hohe Salzgehalt. Hier konnte man wirklich Toter Mann spielen und ging nicht unter! An der Ostsee habe ich das immer probiert und war kläglich gescheitert.
In dem glasklaren Wasser konnte man ein paar wenige kleine Fische sehen, und später auch einen Seestern.


Außerdem fanden wir einen Haufen Flip-Flops und andere gestrandete Sommerschuhe, Kokosnussschalen, Seeigelbruchteile, ein paar kleine "Lampi" (eine essbare Seeschnecke)-Muscheln, eine Menge Flaschen (ohne Post) und einen Schnorchler.

Ein wirklich richtig leckeres Essen, das punktgenau auf die bestellte Uhrzeit an den Tisch gebracht wurde, bestehend aus gegrilltem Fisch, Salat, Pommes und gebratenen Bananen rundete die ganze Sache ab.

Zusammenpacken mussten wir irgendwann, weil es anfing zu regnen... Davor ist man also auch in der Karibik nicht gefeit!

Haiti ist ein wunderschönes Land. An einem Wochenende sind wir am tiefblauen Meer und einem strahlend hellen Strand neben echten Kakteen, an einem anderen Wochenende in den Bergen bei angenehmen Temperaturen und frischem, grünen Gewächs überall und einer absolut reinen Luft... Ich bin so froh, diese herrlichen Flecken auf unserer Erde sehen zu dürfen.



Die fehlen natürlich nicht. Auf ein erfolgreiches Derby übermorgen!

Dienstag, 5. Februar 2013

Wow. Was für ein Moment!

Die Beerdigung, wo ich war, war ja von der Oma einer Schülerin, und auch unseres angestellten Holzschnitzers, die sind Geschwister.
Seit diese Frau gestorben ist, war er so niedergeschlagen und teilnahmslos. Bei der Beerdigung hat er hemmungslos geheult. Das tat mir immer total Leid, aber man kann ja nicht helfen!

Gott hilft. Heute hatten wir Besuch von einer Gruppe aus Deutschland. Im Gepäck hatten sie 8 Cajons. Falls das jemandem nichts sagt, das sind bessere Holzkästen, die als Trommeln zu benutzen sind und denen man relativ schnell schöne Rhythmen entlocken kann.

Nach dem Mittagessen haben wir schnell die Tische beiseite geschoben und die Schülerinnen haben sich auf diese Cajons gesetzt und nach einer kurzen Einführung konnte bald losgelegt werden, begleitend zu Musik.
Es war echt gut gemacht und man hat eine total coole Verwandlung gesehen. Anfangs waren sie ziemlich skeptisch, fanden das vielleicht sogar affig oder kindisch. Aber dann waren sie sehr schnell begeistert, so wie alle, und haben eifrig mitgetrommelt.
Unser Schnitzer war schon wieder an seine Arbeit gegangen, aber dann wurde er dazugeholt. Er ist Schlagzeuger. Er hat sofort seine Schwester von dem Cajon verbannt und mitgemacht, dabei hatte er den Dreh total schnell raus. Der Leiter dieses Schnellkurses konnte ihn sofort zu einem Solo einteilen, was er dann auch leidenschaftlich getrommelt hat.

In diesen Minuten war ein Glänzen in seinen Augen.

Hinterher ist der Leiter der deutschen Gruppe zu ihm hingegangen, und hat erzählt, dass er ihn schon von vor zwei Jahren kannte, wo er in einer Gemeinde Schlagzeug spielte die er besucht hat. Er fragte ihn "Bist du immer noch in der Gemeinde?" Verzögert durch die Dolmetscherin kam die Antwort. "Ja." "Und hast du Jesus lieb?" Die Frage beantwortete er mit einer Geste und einem Gesichtsausdruck, der klarmachte, dass ein "Ja" dafür nicht reichen würde.
Und dann meinte der Leiter: "Ich schenke dir das."

Was war das für ein Moment, was für ein Gesichtsausdruck, als die Dolmetscherin diesen Satz übersetzt hatte! Er war so glücklich, dass man einfach nur von Herzen mit ihm mit glücklich sein konnte. Es war überwältigend. Ich hoffe der großzügige Spender hat mitbekommen, was für ein Werk er da getan hat.

Ich weiß nicht, ob dieses leichte Lächeln heute noch von dem Gesicht unseres Holzschnitzers wegzubekommen ist.
Ich bin auf jeden Fall sehr euphorisch. Wieviel man ausrichten kann, mit einem Instrument, das vielleicht 50 Euro kostet! Und was das für ein Glücksgefühl auslöst, wenn man nur beobachtet wie überwältigt der Beschenkte ist. Viel mehr, als eine Jeans, die man für den selben Preis bekommen könnte, es jemals tun wird.

Wow. Ich glaube, Geben wird absolut unterbewertet.

Sonntag, 3. Februar 2013

Eine haitianische Beerdigung

Ich war noch nie auf einer Beerdigung (wie gut ich es habe!), aber ich glaube ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster wenn ich sage eine haitianische Beerdigung ist sehr anders als eine deutsche.

Die Großmutter einer Schülerin von hier ist vor ein paar Tagen gestorben. Sie hat sich sehr darüber gefreut, dass wir gekommen sind.
Zunächst hieß es, die Beerdigung fange um 10 Uhr an. Heute Morgen wurde das dann kurzerhand auf 14 Uhr verschoben. Mit der Mentalität hier hätte ich als unspontaner Mensch wahrscheinlich meine Probleme.

Also waren wir um 14 Uhr an der haitianischen Kirche, vor der ein Pulk an äußerst aufgetakelten Menschen stand. Wer was auf sich hält als Frau trägt Stöckelschuhe, davon bleiben auch die Zweijährigen nicht verschont.
Am Eingang bekam man ein die Feier begleitendes Blatt in die Hand gedrückt. Das fand ich schon ziemlich deutsch. Das Interessanteste daran sind natürlich nicht die Lieder, sondern die Auflistung der Programmpunkte. Als feiererprobter Mensch habe ich nach einem kurzen Überfliegen schnell gemerkt, dass diese Beerdigung eine längere Sache werden würde.

Das fing schon damit an, dass keiner in Eile war, die Sache anzufangen. Gerade als wir bei den Toiletten waren... Hier muss ich kurz einen Zwischenbericht einschieben. Versteht man in Deutschland unter einer Toilette eine Porzellanschüssel in einem hellen, hygienisch reinen Raum mit ausreichend Beleuchtung, eine Spülung mit frischem, sauberem Wasser, eine Rolle Klopapier sowie mindestens drei Ersatzrollen, ordentlich über der Toilette aufgereiht, einem Toiletteneimer sowie einem Waschbecken mit feuchtigkeitspendender Seife und zum Höhepunkt Tücher aus Recyclepapier um die so reingewaschenen und gepflegten Hände sorgfältig zu trocknen, so ist in Haiti eine öffentliche Toilette nicht ganz eine Oase der privaten stillen Entspannung.
Ein Raum aus Betonwänden, ca. 1 Quadratmeter, eine Tür aus Wellblech die sich mit einem verrosteten Riegel immerhin verschließen lässt, dabei aber auch jegliches Licht ausschließt. Das war es auch schon im Großen und Ganzen. Ein Loch am unteren Ende einer Wand lässt erahnen, wohin man ungefähr zielen sollte, und wer es nicht sieht, riecht es.
Mein Fazit: seinen Zweck erfüllt diese Kabine, und ob ich mich nicht auf die Klobrille setze weil mir davor ekelt oder weil keine da ist, ist im Prinzip auch egal.
Draußen stand sogar ein Eimer und ein Stück Seife, um auch einem hygienebewussten Menschen keine Wünsche offen zu lassen.

Soviel dazu. Als wir also gerade bei den Toiletten waren, fing das Kreischen an. Wäre ich nicht vorgewarnt worden, hätte ich das vielleicht ziemlich gruselig gefunden, aber so ging es. Vor allem Frauen brüllten und schrieen, aber auch Männer stimmten mit ein.
Eigentlich keine schlechte Sache, seiner Trauer so Luft zu machen. Besser, als alles in sich hineinzufressen, oder?
Nur für die Kinder muss es ziemlich beängstigend sein. Sie stimmten dann auch beherzt in das Heulen mit ein.

Es muss gegen drei gewesen sein, als die Feier anfing und wir uns im hintersten Winkel der vollgestopften Kirche (ein paar Betonmauern mit einem Wellblechdach, nur um keine falschen Vorstellungen aufkommen zu lassen) auf einer Schulbank niederließen.

Dann wurden Lieder gesungen, gebetet (sehr ausführlich)...
Mich hat ein bisschen beängstigt, dass die Frau, die neben mir saß und aufgrund der Enge sehr an mich gequetscht wurde, fortwährend in ihr Taschentuch nieste und hustete. Hoffentlich nur eine Erkältung oder so.

Die Programmpunkte wurden ab und zu von lautem Schluchzen, bis hin zu Heulen und hyperventillierendem Schreien unterbrochen. Ich weiß nicht, wieviel davon Show und Hineinsteigern ist, denn es war wirklich krass wie manche Frauen völlig außer sich waren, rechts und links gestützt werden mussten und hinausbegleitet wurden.

Wir sind vorzeitig gegangen, sonst wäre ich wohl jetzt noch lange nicht hier.
Es war auf jeden Fall sehr interessant... Aber die hysterischen Schreie, die mir wirklich sehr selbstdarstellerisch vorkommen, sind glaube ich nichts, was unserer Kultur unbedingt fehlt.