Mittwoch, 2. April 2014

Danke Jesus dass ich jetzt Student bin

Als ich gerade mit Mama telefonierte und plötzlich losschrie und heulte wie sonstwas, dachte sie, ich hätte eine Spinne in meinem Zimmer gesehen. Das hätte dann schon eine echt große, vielleicht eher ein Krokodil unter dem Bett oder soetwas sein müssen, um diese Reaktion hervorzurufen.
Aber es war ja eine e-Mail, und zwar die schönste die ich seit langer Zeit bekommen habe.

"...wir freuen uns Ihnen mitteilen zu können, dass Sie die Eignungsprüfung für den Studiengang Kommunikationsdesign an der HTW Berlin bestanden haben und zu den 80 Bewerberinnen und Bewerbern gehören die wir für einen Studienplatz im Wintersemester 2014/15 zulassen."

Ich kam mir vor wie im falschen Film. Kurz blitzte der Gedanke in meinem Kopf auf, dass es vielleicht einen technischen Fehler gegeben haben könnte.... so unglaublich fand ich das!
Vor allem aber war ich so enorm erleichtert, das kann ich überhaupt nicht beschreiben. Wie eine Welle ist riesengroße Freude über mich hereingebrochen. Wenn man seit Jahren diesen Wunsch hat, seit sechs Monaten nur darauf hinarbeitet und immer wieder diese Last mit sich rumschleppt, dass die ganze Mission auch scheitern könnte und ich dann mit nichts da stehe, baut sich über die Zeit ein Druck auf der in den letzten zwei Wochen schon fast nicht mehr zu ertragen war.

Dabei hätten alle Angst, Panik und Unsicherheit gar nicht sein müssen, wenn ich nur ein bisschen daran geglaubt hätte, dass Gott gut ist und dass, wenn es der richtige Weg ist, er ihn für mich ebnen wird. Ich habe die ganzen Jahre gehofft, aber selten wirklich geglaubt. Ich hatte immer das Gefühl, es sei mein Kampf, und ich bin dafür verantwortlich, ob es klappen wird oder nicht und dass Gott sich gar nicht wirklich dafür interessiert weil es ja immerhin mein Wille ist. Wieso sollte er den unterstützen?
Manchmal habe ich überlegt, ob Gottes Plan vielleicht praktischerweise mit meinem Plan übereinstimmen könnte. Aber es kam mir zu gut vor, ich konnte es mir einfach nicht vorstellen. Muss man als Christ nicht entbehren, seine eigenen Pläne aufgeben und Sachen machen, die man lieber nicht tun würde?
Vielleicht, manchmal. Aber wie ich neulich in einer Predigt gehört habe, hat Gott für jeden Menschen einen individuellen Plan, und er stattet jeden Menschen mit den Dingen aus, die er benötigt um ihn ausführen zu können und auch zu wollen. Es wäre tatsächlich unlogisch, wenn er uns Menschen mit Aufgaben betrauen würde, denen wir nur missmutig und ohne Leidenschaft folgen, weil sie uns nicht entsprechen.

Dass ich zugelassen bin, ist ein Wunder, und ich weiß ganz genau, dass ich dazu nichts beigetragen habe. Kommunikationsdesign ist ein sehr beliebter Studiengang. In Berlin ist die Lage nochmal verschärft, weil beinahe jeder kreative Mensch, oder wer sich dafür hält, dorthin möchte. Es dann zu allem Überfluss auch noch gleich beim ersten Anlauf zu schaffen ist absolut nicht die Regel.
In manchen Jahren kommen auf jeden Studienplatz 6 Bewerber, dieses Jahr "nur" 4 - kein Zufall. Ich habe beim Bewerbungsgespräch zwei Professoren erwischt, die nicht darauf aus waren, eine unangenehme Atmosphäre zu schaffen und den Bewerber zu braten bis er sich verquatscht. Kein Zufall. Ich habe im Dezember zwei Studenten aus dem 1. Semester kennen gelernt, die sich vor Hilfsbereitschaft beinahe überschlagen und mir viele Tipps und Hinweise gegeben haben. Kein Zufall. Ich kann noch weiter zurückgehen. Dass ich einen Praktikumsplatz bekommen habe, in dem ich mich bei vielen Visitenkarten, Aufstellern, Etiketten usw. austoben konnte und musste und enorm viele Kenntnisse erworben habe. Dass ich in Berlin so schnell und unkompliziert eine Wohnung gefunden habe, die das alles erst ermöglicht hat.
Gott führt alles perfekt. Und ich Trottel glaube nicht.

Ich hoffe, dass mir dieses Wunder eine Lehre sein wird, und ich in Zukunft viel mehr Gottvertrauen wage. Jetzt darf ich wissen, dass der Grafikdesignweg der ist, den Gott sich für mich ausgedacht hat. Ich weiß nicht, wie ich zu diesem Glück komme, aber ich werde hart arbeiten, um ihn nicht zu enttäuschen.

Es war wunderschön, euch allen Bescheid zu sagen und bei eurer Erleichterung und Freude wieder einmal zu sehen, wie sehr ihr das alles mitgetragen habt. Ich danke euch so dafür!
Die nächsten Monate werden aller Voraussicht nach herrlich und die schlimmen letzten drei Monate sicherlich aufwiegen. Ich habe bis Oktober Zeit, um mich weiter über Grafikdesign zu belesen und zu bilden, an meiner Schwäche dem Zeichnen zu arbeiten, um schöne Sachen zu machen, die ich während des Studiums hinten anstellen muss, um ein bisschen Geld zu verdienen und meinen ersten kompletten Sommer in Berlin zu genießen. Die nächste Station ist Ostern, und endlich wieder bei meiner Familie. Ich freue mich wahnsinnig darauf!
Und innerlich jubele ich noch immer über dieses nicht erwartete Glück. Denn als ich mit Mama telefoniert hatte, klagte ich ihr übrigens gerade wieder einmal mein Leid und jammerte, dass ich so ein schlechtes Gefühl hätte und und und...