Sonntag, 11. November 2012

Überbrückungszeit

Im Moment ist Überbrückungszeit. Ich hänge ein bisschen in der Schwebe. Meine Suche nach Arbeit bleibt erfolglos, außer der langfristigen Vorbereitung, Dinge die "irgendwann mal" erledigt werden müssen habe ich keine Verpflichtungen, keinen festen Tagesablauf. Und das, so sehr es auch danach klingt, ist nicht beneidenswert. Man dümpelt so relativ sinnlos vor sich hin und wartet eigentlich nur. Die Gedanken, was man in dieser verschwendeten Zeit alles wunderbares machen könnte (arbeiten!), machen einen völlig irre. Und irgendwann hat man gar keine Motivation mehr, sich zu dem Wenigen aufzuraffen was doch mal anfällt. Mein größter Respekt geht an alle, die länger arbeitslos sind, oder aus irgendeinem anderen Grund in so einem Schwebezustand sind und - einfach nichts zu tun haben. Bei mir sind das jetzt nur ein paar Wochen und ich habe ein Ziel vor Augen. Das macht es einfacher. Aber ich lerne meine Lektion: es ist kein wünschenswerter Zustand. Hoffentlich werde ich mich daran erinnern, wenn ich eines Tages mal bis zum Hals in Arbeit stecke... ;)

Trotzdem. Die Vorbereitungen laufen, und es sind nicht wenige. Impfungen, einen Haufen Zeug noch zusammen suchen und kaufen und die Einreise in die USA ist sowieso ein Kapitel für sich. Obwohl ich nur noch gegen 2 Krankheiten geimpft werden muss, sind es wieder 4 Spritzen, wie vor Herrnhut. Bei den Preisen für die Impfstoffe fallen einem dann schonmal die Augen aus dem Kopf.
Neben all dem freue ich mich total. Darauf, ein neues Land kennen zu lernen, ein neues Klima (in Deutschlands ekligsten Monaten!), auf eine sinnvolle Beschäftigung und wertvolle Erfahrungen.

Eins möchte ich euch noch erzählen. Neulich war ich wieder einmal total auf dem Selbstmitleidstrip. Nie klappt etwas, weder CFI, noch Führerschein beim 1. Anlauf, noch Herrnhut. Dann die teuren Impfungen, die mich schon wieder zweifeln ließen. In meinem Frust habe ich Gott böse Vorwürfe gemacht und ihn gefragt, was das alles soll. Ob er es mir nicht ein bisschen einfacher machen könnte? Mir seinen Weg zeigen und gut? Ich habe ihm gesagt, dass ich manchmal so sehr das Gefühl habe, dass er weg ist und ich völlig hilflos und alleine da stehe. Und dann habe ich meine tägliche Ration Kalender gelesen und als Bibeltext stand Psalm 31 da. Und in Vers 23 steht, wortwörtlich: "Ich zwar dachte in meiner Bestürzung: 'Ich bin weggenommen aus deinen Augen.' Doch du hast die Stimme meines Flehens gehört, als ich zu dir schrie." Und zum krönenden Abschluss in Vers 25: "Seid stark, und euer Herz fasse Mut [...]"
Das kam, genau in dieser Situation! Ich habe mich ertappt gefühlt, und vor allem, unglaublich gestärkt und ermutigt. Gott ist großartig! Prompter hätte doch eine Antwort gar nicht sein können.
Und ich schäme mich ziemlich, dass er es einem wieder und wieder sagen muss, dass er einen NICHT verlässt. Dass ALLES so läuft, wie er es geplant hat. Und damit gut ist. Ich habe immer Angst, irgendwo eine falsche Abbiegung genommen zu haben und seinen Plan nicht zu sehen. Aber ich glaube, man müsste sich willentlich gegen das stellen, was er einem vor die Füße wirft, um den falschen Weg zu gehen. "Aus Versehen" passiert das bestimmt nicht. Oder was denkt ihr?

Schlussendlich noch ein dezenter Hinweis... Weihnachten steht endlich wirklich einigermaßen vor der Tür, auch wenn ich das Gefühl schon im Sommerurlaub hatte. Praktischerweise kommt bei mir ja dann auch noch der Geburtstag bald hinterher.
Falls mir jemand zu diesen Anlässen noch irgendwie etwas Gutes tun möchte, und nicht recht weiß was, ich habe auf amazon eine Wunschliste erstellt, in Hinblick auf Haiti. Damit behalte ich gut die Übersicht darüber, was ich noch alles besorgen muss. Falls es euch auch interessiert: http://www.amazon.de/registry/wishlist/BOJ1DV6F2KG. Im Moment ist der noch nicht vollständig und wird in den nächsten Tagen ergänzt.

Und ganz schlussendlich möchte ich euch bitten, für mich zu beten. Dass bei den Vorbereitungen nichts vergessen wird, dass ich vielleicht doch noch Arbeit finde, dass irgendwie alles was ich noch so brauche und besorgen muss zusammen kommt, dass mein Koffer am Ende nicht zu schwer sein wird, dass die Sicherheitschecks an den amerikanischen Flughäfen nicht so schlimm werden (mir graut unheimlich davor), dass ich gut in Haiti ankomme, dort eine Hilfe sein kann, dass ich dort für die Menschen und für Gott was tun kann, endlich die Möglichkeit dazu bekomme wo ich es mir doch schon lange wünsche. Und dass meine bekloppten Zweifel endlich verschwinden, dass ich voll auf Gottes Plan bauen kann und diese "bei mir geht alles schief"-Gedanken aufhören und Platz machen. Dass ich loslassen kann. Vertrauen.

Danke euch!