Tag 5: 9km, ca. 70m hoch, 770m runter
Die Hufeisentour war noch nicht beendet, nach dem Abstieg ins Dorf hätte man eigentlich nochmal auf den Berg und ein Stück weiter wandern sollen. Ich hätte Lust darauf gehabt, jetzt, wo das mit dem Übernachten so gut klappte. Aber es war doch vernünftiger, es nicht zu tun. Zum einen war ja Max' Schuh kaputt. Er riss sich die Sohle irgendwann ganz ab und war dann auf dem rechten Bein einen halben Zentimeter tiefer und dort ohne Profil. Außerdem war Max erkältet - seit Tagen war sein Niesen der Soundtrack zu unserer Wanderung. Am Vortag hatte er eine Tablette einwerfen müssen und Kopf- und Lungenschmerzen gehabt. Noch eine Nacht im Freien wäre wohl das Letzte gewesen, was er gebraucht hätte. Auch das Wetter war nicht so überragend, dass man unbedingt noch einmal hätte auf den Berg steigen müssen. Wir entschlossen uns also, endgültig abzusteigen - schweren Herzens.Unsere dritte und letzte Konstruktion |
So ging es abwärts mit uns, begleitet von der Sonne, die über den Berg kam und das Tal zunehmend aufheizte. Die Gegend wurde immer freundlicher und uns war schon bald richtig heiß. So warm kann es also sein!
Die Sonne erreicht das Tal |
Am frühen Nachmittag standen wir an der Bushaltestelle und traten den Heimweg an. Wir freuten uns auf eine richtige Dusche und all den anderen Luxus, den das moderne europäische Leben mittlerweile so bietet. Ein bisschen trauerte ich aber auch den Tagen auf dem Berg, abseits allen Lärms und aller Hektik, hinterher. Mich hat definitiv der Outdoor-Virus gepackt: sich einfach draußen hinzulegen und zu schlafen, den Körper ausschließlich durch die eigenen Muskeln zu wärmen und alles auf dem Rücken zu haben, was man braucht ist so einfach und faszinierend. Auch wenn es mir schwer fiel, nicht ständig auf dem Laufenden zu sein und möglicherweise Weltbewegendes zu verpassen weil ich kein Handy mit Internet bei mir hatte, war das genauso eine Erholung und hat dazu beigetragen, dass die Wanderung etwas ganz besonderes wurde. Möglicherweise wird im Nachhinein auch vieles verklärt und romantisiert was man nicht mehr so genau in Erinnerung hat; besonders die erste Nacht war so schrecklich dass ich darauf gut hätte verzichten können und in den darauffolgenden Nächten hatten wir schon wirklich Glück, dass es nicht mehr ganz so stark geregnet hat. Dennoch bleibe ich dabei: es wird nicht mein letzter Outdoor-Urlaub gewesen sein und ich bin froh, dass ich diese Erfahrung machen und erkennen durfte, dass es möglich ist. Auch auf 2300m Höhe, und auch bei 0 Grad. Genauso wie es möglich ist, jeden Tag zu wandern, immer weiter und immer höher, mit Gepäck. Oder ein paar Tage auf die Dusche zu verzichten. Oder auf die Heizung.
Es war eine gute Zeit. Ich kann es nur weiterempfehlen!
Bonus: Tagestour auf dem Meraner Höhenweg
Da ich ja damit gerechnet hatte, dass wir die gesamte Hufeisentour laufen und dementsprechend länger dafür brauchen werden, hatte ich die Rückfahrt erst für Dienstag gebucht. Samstag waren wir abgestiegen, also hatten wir nach einem Ausruh-Tag den Montag noch frei für eine Extra-Wanderung. Das haben wir ausgenutzt, besonders da das Wetter enorm gut war.Wieder nahmen wir 1000 Höhenmeter in Angriff und kamen ordentlich ins schwitzen. Allerdings war diese Bergwelt eine ganz andere, als die die wir vorher kennengelernt hatten und ich war froh, dass wir den Meraner Höhenweg nur für einen Tag bewanderten. Es ist viel touristisierter, dort wo wir waren fuhren mehrere Seilbahnen hoch und dementsprechend viele Rentner und gelangweilte Urlauber traf man. Man hatte kaum mal drei Minuten Ruhe, musste ständig grüßen und aus dem Weg gehen. Das Durchschnittsalter der oben verweilenden Menschen hatten wir drastisch gesenkt. Immerhin konnten wir eine bombastische Aussicht genießen und eine Sonne, die vom strahlend blauen Himmel auf uns herunterknallte.
Es hat Spaß gemacht und der Wanderweg war auch schön, vor allem später, als er etwas schmaler direkt am Berg verlief. Aber für eine ganze Woche wäre es nichts für mich gewesen, und ich bin sehr froh, dass wir uns für die Hufeisentour entschieden haben, in einsamer, rauer Gegend.
Wieder wanderten wir 7 Stunden und waren am Abend fix und fertig, mit noch einigen Bildern und Eindrücken mehr im Gepäck. Ziel erreicht!
Postkartenmotive - beinahe langweilig |
Damit geht die letzte Etappe vor dem Studienbeginn für mich zu Ende - in nicht einmal zwei Wochen geht es los. Nach 6 Monaten Pause ist das unheimlich und wunderbar gleichzeitig. Ich freue mich darauf und bin nervös. Ich hoffe, dass meine Kommilitonen wirklich nette Menschen sein werden, dass der Unterricht interessant sein wird und dass es einfach genau das richtige ist. Der Anfang ist immer so schwer... Es ist auf jeden Fall erleichternd zu wissen, dass Gott dabei sein wird und somit eigentlich nichts mehr schiefgehen kann. Zur Sicherheit könnt ihr ja trotzdem noch einmal für den Start beten :) Danke euch!