Mittwoch, 18. September 2013

"Prüft mich doch..."

Also wirklich, ich bemitleide all diejenigen, die Gott nicht kennen (wollen). Die stünden an meiner Stelle jetzt nämlich ziemlich dumm da, und würden sich da Hirn darüber zermartern, wie sowas GEHT.

"Bringt den ganzen Zehnten in das Vorratshaus, damit Nahrung in meinem Haus ist! Und prüft mich doch darin, spricht der Herr der Heerscharen, ob ich euch nicht die Fenster des Himmels öffne und euch Segen ausgießen werde bis zum Übermaß!"
Steht in Maleachi 3,10. War die sonntägliche Antwort auf meine Grübeleien die Woche davor, und zwar gleich zweimal. Und STIMMT!

Heute habe ich eine längst überfällige Zahlung getätigt. Wisst ihr, was passiert ist?
Gott hat mir einen ganzen Beutel voller Brötchen geschenkt. Käsebrötchen, Laugenbrezeln, Rosinenbrötchen, dunkle Brötchen, Mohnbrötchen. Mehr als ich essen und verschenken kann, mein Tiefkühlfach ist VOLL! Und auch noch hauptsächlich voller der Brötchen, die ich am liebsten mag, die Dunklen. Sehr aufmerksam!
Außerdem bekam ich heute den Bescheid, dass mein bafög-Antrag bearbeitet wurde, mir am 25. die Unterlagen zugeschickt werden und am 27. die erste Zahlung erfolgt. Was?! Ich habe frühestens in zwei Monaten damit gerechnet! Voller Spannung erwarte ich jetzt die Unterlagen, in denen der Betrag steht.
Und ich bin durch Zufall meiner neuen Nachbarin auf dem Nachhauseweg begegnet und konnte ihr ihr Ikea-Zeug schleppen helfen. Auch das ist total ein Geschenk, weil sicherlich sehr beziehungsfördernd.

Ich wurde heute tatsächlich im Übermaß gesegnet, und ich bin so dankbar! Hätte ich vorhin noch heulen können vor Wut, weil ich mir bei meinem Praktikum vorkomme wie der hinterletzte Arsch, weiß ich jetzt gar nicht wohin mit meiner Energie und Freude. Dass ein bis 19 Uhr verkorkster Tag so wunderbar enden kann!

Jetzt freue ich mich wieder auf Morgen. Weil zum Frühstück ein Rosinenbrötchen wartet. Und weil man sich bei Gott doch wirklich nie sicher sein kann, was für neue Überraschungen auf einen warten.

Ps.: Wer es noch nicht kennt - foodsharing.de. Eine tolle Seite!

Ick schon wieder

Ja, ich gebe es zu. Ich halte es nicht aus, mein Leben vor mich hinzuleben, ohne dass alle genau wissen was passiert. Vielmehr, die ganzen krassen Sachen zu sehen, die Gott für mich tut, ohne davon zu erzählen. Denn es ist wirklich enorm.
Ich bin zwar nicht mehr in Haiti, aber mein Leben ist trotzdem nicht langweiliger geworden, zum Glück!

Ich habe Nachholbedarf.
Die erste krasse Sache war, dass ich einen Praktikumsplatz bekommen habe. Es war wirklich nicht einfach, ich habe unzählige Designagenturen und Fotografen angeschrieben. Ich habe mir viel Mühe gegeben, meine Bewerbung optisch zu gestalten, und ein schönes Portfolio zu erstellen. Trotzdem war keine Sau an mir interessiert, weil ich noch keine Studienerfahrung habe. Ja, wie auch, wenn ich kein Praktikum bekomme um damit anzufangen?
Irgendwann habe ich dann aber doch extrem coole Fotografen gefunden, die auch noch ein bisschen als Grafikdesigner nebenher tätig sind, und mir schon, ich glaube Ende Mai, die Zusage für September gegeben haben. Kein kleines Fotostudio, was nur für Pass- und Bewerbungsfotos zuständig ist, sondern ein mittlerweile durchaus etabliertes Drei-Mann-Projekt mit jeder Menge außergewöhnlicher Ideen und höchster Professionalität.
Danke Gott! Das war der erste Schritt zum großen Berlin-Traum.

Die nächste, überhaupt nicht unproblematischere Schwierigkeit war die Wohnung. In Berlin herrscht Wohnungsmangel, das wird einem immer wieder erzählt. Es gibt Leute, die monatelang in Hostels hausen, weil es einfach kein Zimmer für sie gibt.
Da ist es unglaublich, wie einfach das bei mir war! Ich hatte im Prinzip noch gar nicht richtig mit der Suche angefangen, als sie schon beendet war. Ein Inserat auf der Website der SMD hat meine Aufmerksamkeit geweckt, ich habe nach weiteren Infos und Fotos gefragt, mir haben die Gegebenheiten richtig gut gefallen, Mietvertrag wurde zugeschickt, für ab September, fertig.
Ehe ich es fassen konnte, hatte ich mein Zimmer in einer neu aufgemachten, christlichen Studentenetage, zentrale Lage, eigenes Bad und eigener Kühlschrank, zu einem für Berlin passablen Preis. Dabei muss ich echt mal sagen, Gott gibt sich nicht mit dem nächstbesten ab. Ich glaube, das hier ist der perfekte Ort für mich. Ich bin mitten drin in Multikulti, Trubel und Trend. Direkt nebenan liegt der "Reuterkiez", der in verschiedenen Stadtführern als DER aufsteigende Trendkiez schlechthin beschrieben wird.
Bis zur U-Bahn sind es bei Stechschritt 5 Minuten, wenn ich in meiner normalen Geschwindigkeit gehe 7 Minuten und für alle, die wirklich Schrittgeschwindigkeit gehen, 10.
Ich habe, zumindest bei schönem Wetter, einen herrlichen Gemüsehändler in der Nähe, der wirklich die allerbesten Preise macht. Für alles was man braucht, woran man aber vorher nie gedacht hat, habe ich einen super aufgeräumten 1€-Shop an der Ecke. Und direkt daneben ist ein Penny, falls die Haferflocken ausgehen, oder ein anderer Notfall eintritt.
Um die Viertelschwärmerei abzuschließen, möchte ich nur noch meinen Garten erwähnen - die Hasenheide. Ein Riesenterrain, mit Tieren (Kamelen und Lamas!), Skatepark, Freilichtkino, Rasen, Wald, Dealern, was man möchte.
Mehr braucht der Mensch doch nicht! Danke Gott!!!

Nach drei Wochen kann ich sagen, dass ich mich wirklich wohl hier fühle. Ich bin vielleicht sogar schon ein bisschen darüber hinweg gekommen, dass ich jetzt ganz alleine wohne.
Denn es war der schlimmste Schreck meines Lebens, als Papa die Tür hinter sich zugemacht hat und dann unser Auto weggefahren ist. Plötzlich sind alle weg! Plötzlich bin ich eine eigene Existenz, sozusagen eine Außenstelle der Hauptfirma, muss mein Leben selber auf die Reihe kriegen, in allen Belangen, bis zu dem Punkt, dass mich abends niemand mehr zumacht.
Das wäre alles noch viel schlimmer gewesen, wenn ich nicht die ganzen lieben Leute quasi direkt vor meiner Haustür hätte. Ich habe schon so viel Gastfreundschaft genießen dürfen, und herrliche Stunden verbracht, in denen alles wieder normal war, so wie schon immer. Das hat mir mehr geholfen, als ihr euch das vorstellen könnt. Dankeschön. Es tut gut, euch zu haben!

Jetzt bin ich also hier, in Berlin, wie schon seit Urzeiten erträumt. Ich habe jetzt eine Monatskarte, wie ich mir das immer vorgestellt habe. Ick wunder mir über jarnischt mehr, weil es in Berlin einfach zu viel zum wundern gibt. Ich fange sogar schon an, mich über eine verpasste S-Bahn zu ärgern, wenn die nächste in 5 Minuten kommt.
Eingelebt habe ich mich aber noch lange nicht. Vielleicht könnt ihr mit für mich beten, damit das schnell passiert. Ich muss noch einen Nebenjob finden, der sich mit meinem Praktikum vereinbaren lässt. Ich möchte eine Gemeinde finden, die zu mir passt. Und ich möchte noch viele nette Leute kennenlernen.
Bloß gut, dass ich das alles nicht alleine machen muss, sondern Gott dabei ist. Und ab jetzt auch wieder ihr!