Dienstag, 8. Oktober 2013

Ein paar herrliche Tage...

In den letzten Tagen habe ich einen Kurzurlaub gemacht, der erholsamer war als ich mir drei Wochen in irgendeinem Touristenland vorstelle. Nicht, dass ich mir drei Wochen in einem Touristenland erholsam vorstelle...

Aber es war einfach so viel besser. Viel besser, mit einer nervenden Mitfahrgelegenheit auf der Rückbank zu dritt eingequetscht ins gerade-noch-so Thüringen zu fahren, als in einem Flugzeug eingequetscht der Sonne entgegen. Viel besser, von völlig erstaunten Großeltern gezwungenermaßen empfangen zu werden als von einem freundlichen, trinkgeldverlangenden Kofferträger. Viel besser, so wie immer zu fünft in einem Zimmer zu schlafen, mit nicht immer ganz frischer Luft (ich kommentiere es nicht weiter), als in der größten Suite irgendeines Nobelhotels.. Viel besser, sich morgens an Omas herrlichem Kuchen gütlich zu tun, als sich mit seinen Miturlaubern um die letzten Brötchen am Buffet zu schlagen.

Ich könnte ewig so weiter machen. Was ich sagen will: ich habe einen wirklich schönen Urlaub verbracht. Der war zwar kurz, aber trotzdem guuut! Ich habe mich behütet, angenommen, geliebt, gemästet und einfach wohl gefühlt. Es war herrlich wie früher. Ich habe so viel Kraft getankt, das hat mindestens bis Montag 10 Uhr vorgehalten. Naja okay. Ich war schon Samstag Nachmittag, als ich in der rappelvollen S-Bahn saß, wieder ziemlich angepinkelt als eine in süßliches Parfüm geradezu verpackte afrikanische Frau sich auf den Sitz neben mich drängte und mir damit zwischen zwei Rucksäcken kaum noch Platz ließ, das Ganze während sie ihr Baby fütterte dem ich es schon in den Augen ansah, dass es nur darauf wartete, alles in meine Richtung revue passieren zu lassen.
Vielleicht habe ich sogar meine innere Mitte schon kurz auf der Rückfahrt am Sonntag Mittag verlassen, als ich von einer 25-jährigen Tante von ihrem TOP-Studium, ihren TOP-Qualifikationen, ihrem TOP-Freund, ihrer TOP-Zukunft und ihrer Familienplanung (und zwar in aller Breite und Ausführlichkeit) vollgequasselt wurde. Die Dame hatte sich nur eine Mitfahrerin gesucht weil "sie jemanden zum Reden braucht"...

Ach Quatsch. Diese paar Tage haben mir wieder ins Gedächtnis gerufen, was ich für eine tolle Familie habe. Und was für eine Zuflucht. Dass es Menschen gibt, bei denen ich immer willkommen bin. Selbst wenn es 21 Uhr abends ist und ich unangemeldet...
Aufgrund meiner beschränkten Packfähigkeiten, begleitet von mangelnder Objektivität bei der Beurteilung, was ich für drei Tage wirklich "brauche", war ich schon auf dem Hinweg schwer beladen. Aber auf dem Rückweg erreichte ich wirklich bald das physisch mögliche Höchstvolumen meiner Gepäckstücke. Kuchen, Hörnchen, Käse, ein Grafiktablet, einen Wlanrouter, Stricknadeln... Weihnachten im Oktober?!

Danke, ihr Verrückten, egal wo ihr seid, ob im Westen, im Osten oder irgendwo zwischendrin, ob ein paar S-Bahnstationen oder viele Autostunden von mir entfernt, so unterschiedlich wie ihr alle seid: es ist ein ganz unverdientes Privileg, euch zu haben! Das habe ich letztes Wochenende gemerkt, und das habe ich gestern gemerkt, und das habe ich die ganzen letzten Wochen, und Monate, und Jahre gemerkt. Und ich verstehe vollkommen, dass alle immer total neidisch sind, wenn ich von meiner großen, tollen Familie erzähle!