Samstag, 1. Juli 2017

Der letzte Monat bricht an

"ATEMLOOS DURCH DIE NACHT ..." kräht Helene Fischer unbarmherzig aus den Lautsprechern, vor mir verrenken sich alberne, mittel- bis alte Menschen ordentlich angetütelt unter bunten Lichtern, ich stehe seit 5 Stunden an der Bar und habe Blasen an den Händen vom Öffnen unzähliger Flaschenverschlüsse. Das ist hart verdientes Geld!

So sahen meine ersten Minuten im Juli aus, dem letzten Monat zu Hause.
Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an Norwegen denke, manchmal keine Stunde. Ständig schießen mir Gedanken durch den Kopf, was ich mitnehmen will, was ich noch abzuklären habe, was dort anders sein wird, was ich jetzt noch genießen muss, wen ich wohl schon zum letzten Mal gesehen habe und wie ich die letzten Wochenenden noch maximal gut nutze.
Einfach nur hinfahren und es auf mich zukommen lassen, das kann ich nicht.
Ich wünsche mir sehnlichst, ich könnte die Zeit anhalten um das Jetzt so wie es ist noch auszukosten, andererseits möchte ich auch endlich einfach nur da sein um aus diesem Gedankenkarussell rauszukommen. Ich, aufgeregt? Du ahnst es nicht.

Der Juni war wirklich produktiv. Der Papierkram ist so gut wie durch. Eine Untermieterin für den gesamten Zeitraum ist gefunden, nächste Woche kommt sie zu Besuch und wird den Vertrag unterschreiben. Ich habe sehr viel gearbeitet (so wie gestern Nacht an der Bar), und unser Uniprojekt ist auch zu einem vorläufigen, guten Ende gekommen. Der Flug hin (und auch schon zurück) ist gebucht. Trotzdem gibt es noch einen Haufen praktischer Kleinigkeiten, die mir das Gefühl geben, nicht gut vorbereitet zu sein. Aber wahrscheinlich wird das bis zum Schluß so sein.

Ich bin dabei, das zweite Buch über Norwegen und die Mentalität der Norweger zu lesen und sehr begeistert. Es scheint so ein gemütliches, ruhiges Völkchen zu sein! Mit der Arbeit wird es nicht übertrieben (Überstunden müssen beantragt werden, und generell gilt dass man arbeitet um zu leben und nicht andersherum), man nimmt sich selbst nicht zu wichtig (das Jante-Prinzip: aufzufallen ist peinlich, lieber verschmilzt man in der Masse als sich selbst herauszustreichen), die Natur wird geachtet aber auch genutzt (Walfang, Elchjagd), das Wetter nimmt man wie es kommt (auch wenn es z.B. wie in Bergen an 360 Tagen im Jahr regnet - es gibt nur schlechte Kleidung).
So etwas zu lesen steigert dann wieder die Vorfreude und ich habe richtig Lust, das alles selbst zu erfahren, bzw. zu gucken ob das auch auf die Leute in Haugesund zutrifft.

Außerdem habe ich heute gesehen, dass ich es in den Newsletter von Iversen Skogen geschafft habe. Sie zeigen das Bewerbungsfoto aus meinem Portfolio, stellen mich vor und sagen, dass sie sich auf mich freuen. Das ist ein gutes Gefühl! Ich glaube es sind wirklich nette Leute. Und trotzdem schlottern mir die Knie. Mit dem Gottvertrauen raff ich es immer noch nicht so, aber ich kann ja noch weiter üben. Den ganzen Juli lang. Außerdem steht in diesem Monat an, das Zimmer auszuräumen und Koffer zu packen, das Semester gut zu beenden, die ganzen Kleinigkeiten zu regeln, noch ein bisschen Familienzeit zu genießen (hoffentlich), Sonne zu tanken (bitte!!) und noch ein paar Mal arbeiten zu gehen. Ich weiß schon, dass die Zeit schneller rumgehen wird als ich gucken kann, egal wie sehr ich mich dagegen sträube. Trotzdem werde ich versuchen, sie zu genießen und etwas, wenigstens ein bisschen, gelassener zu sein. Ha. Ha.

Ich freue mich übrigens sehr über den Zuspruch, den ich von euch allen erhalte! Das ist sehr ermutigend.

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